unterwegs mit Nokia Here Maps

Ich war eine Woche im Urlaub. Frankreich, um genau zu sein, und hatte dort einen Mietwagen. Und natürlich wollte ich dort navigieren, ohne den absurden Navi-Aufpreis des Car Rental-Services meiner Wahl zu zahlen.

Nun, vor Jahren schon habe ich seinerzeit für das iPhone Classic die Navigon-App gekauft, 60 Mark oder so dürftens gewesen sein. Ja, man konnte mit dem GPS-losen iPhone Classic navigieren, wenn man die Tomtom-Autohalterung besaß. Als Early Adopter der Deutschland-Version wurde diese App dann gratis auf EU-10 geupdated, die genauen Umstände weiß ich nicht mehr. EU-10, so dachte ich bis vor kurzem, umfasst alle Nachbarländer Deutschlands – aber Pustekuchen, Frankreich ist nicht dabei. Und nochmal 60 Mark für die Frankreichversion von Navigon löhnen wollte ich dann auch nicht.

Also hörte ich mich kurz auf Twitter nach einer Lösung um und wurde ziemlich schnell auf Here-Maps von Nokia gestoßen (Danke Whistler!). Here-Maps ist gratis und löst das wichtigste Anforderungskriterium: Offline-Navigation. Alles andere ist erst einmal nebensächlich, bzw. nehme ich als gegeben hin.

Zunächst einmal gefällt, wie aufgeräumt die App ist. Wer sich einmal durch den kompletten Adresseingabe-Prozess eines Navigon-Gerätes durchgeklickt hat, wird dies zu schätzen wissen. Etwas schade ist, dass Points-of-Interests sich zwar suchen lassen, man aber nicht einfach schauen kann, was so in der Nähe oder auf dem Weg liegt. Dennoch, die Suche nach einer Tankstelle in einem kleinen Örtchen in Südfrankreich lieferte 100x brauchbarere Ergebnisse als etwa Apple Maps, das daraufhin jedes Autohaus auf der Karte anzeigte.

Bei der Navigation selbst hapert es jedoch gewaltig. So etwa navigierte uns die App in einen Feldweg hinein, der nur für Anlieger eines Golfplatzes freigegeben war. Die Gesamtroute wäre dadurch um 200m kürzer gewesen, zugegeben – trotzdem unschön. Die deutsche Ansage hatte ihre größte Mühe mit den französischen Orts- und Straßenbezeichnungen. Ein Problem, das nicht nur Nokia hat – ich mich aber frage, wann sich dem mal jemand annimmt. Dass viele Straßen gut sichtbar nummeriert sind, ist in Frankreich eine super hilfreiche Sache. Die Ansage stolpert aber über einen Punkt, und benennt die D5 z.B. „D-fünfte“. „Nehmen Sie im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt und folgen Sie der D-fünfundvierzigste.“
Das Highlight jedoch erlebten wir beim Befahren einer Mautstraße. Ich hatte der App untersagt, bei der Routenplanung über Mautstraßen zu fahren. So dachte ich, als wir dann doch entschieden, die Ausfahrt nicht zu nehmen und durch die Mautstation zu fahren, dass die App damit zurecht kommen sollte. Kam sie auch, und legte die Umgehung ad acta. Fast. Nokia Here Maps wollte uns fortan konsequent über jeden noch so kleinen Rastplatz lotsen, da man ja dann für 500m abseits der Mautstraße fährt (ohne dabei eine Mautstation zu passieren! Clever. Nicht.).

Mit Display verbraucht eine 2-stündige Navigationssession ca. 60% Akku auf einem relativ jungen iPhone 6. Schätze mal, dass das im Rahmen liegt. Und ich kann natürlich nicht von der Hand weisen, dass sie ihren Dienst tut – trotz kleinerer Ungereimtheiten, und man stellt sich ja auch nicht ganz dumm an. Schließlich ist die App gratis. Falls es in diesem Anforderungsbereich bessere Alternativen gibt, lasst es mich wissen.

Mein erstes Navigationsgerät, ebenfalls von Navigon, habe ich 2008 gekauft – und ich würde heute sagen, dass es besser und zuverlässiger war als Nokia Here Maps von 2015. Abstriche nur in der Bedienfreundlichkeit und natürlich in der Aktualität des Kartenmaterials. Ich lasse das mal als Fazit so stehen.

Kindle Nachschlag

Nun, seit meinem Ersteindruck zum Kindle im Dezember letzten Jahres hat sich einiges getan. Gerade habe ich das zehnte Buch auf dem Gerät durchgelesen (Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede), und daher gibt es noch mal einen Nachschlag zu diesem tollen Gerät.

Da ich zu Beginn diesen Jahres viel auf Reisen/Forschungsschiffen und meist auch fernab vom Netzzugang war, hat sich hier der Kindle besonders bewährt. Ein Stromkabel hatte ich gar nicht erst eingepackt, das war auch nicht notwendig. Zum einen, weil die Ausdauer wirklich enorm ist, zum anderen, weil ich auch nicht der einzige mit einem Kindle an Bord war. Amazon gibt die Akkulaufzeit mit einem Monat an, meiner Schätzung nach schafft man mit einer Akkuladung etwa 2000-3000 Seiten (Refresh bei jedem Umblättern, die Eigenentladung des Akkus und eventueller Wifi Zugriff nicht mit einberechnet).

Vor kurzem gab es auch das erste richtige Software Update (Version 4.1.0), welches sich selbstständig über Nacht installiert und mir am nächsten Morgen in einer separaten Datei angezeigt hat, welche Änderungen es umfasst. Hervorragend! Geändert hat sich nicht viel, es umfasst eher Dinge wie Kindersicherung und Flugmodus, aber immerhin. An der Präsentation der Bücher selbst gibt es durchaus noch einiges zu feilen.

Here’s an image of a page from The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy, describing The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy, on an e-reader that resembles The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy. (Quelle)

Ebenfalls aufgefallen ist mir, dass Amazon den Kindle nun auch in Kaufhäusern (etwa Karstadt) verkauft. Dort hatte ich auch endlich mal Gelegenheit, mir den mittlerweile in Deutschland verfügbaren Kindle Touch anzusehen. Dieser präsentiert die Bücher tatsächlich etwas anders, Amazon hat hier vor allem den Shop mehr durchdacht. Doch die Entscheidung, die seitlichen Tasten zum Umblättern gänzlich wegzulassen, finde ich nicht sehr vorteilhaft, da ich diese bei meinem Kindle sehr schätze. Dafür gibt es ihn auch mit 3G. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man viel in der Welt unterwegs ist und sich keinen Vorrat an Lesestoff angelegt hat.

Die schon in meinem Ersteindruck angesprochene Ordnerstruktur hat sich bei mir durchgesetzt.
-Auf meinem Homescreen liegt zunächst das Buch, welches ich aktuell lese.
-Im Ordner „wish list“ liegen die Leseproben von Büchern, in die ich mal reinschauen möchte oder die ich mir vorgemerkt habe.
-Die „to do list“ umfasst Bücher, die ich bereits gekauft habe oder kostenlos abgestaubt hab.
-Im „Bücherregal“ liegen meine bereits gelesenen Werke. „Amazon“ umfasst Sachen wie das Handbuch oder auch die Update Informationen.
-„Wörterbücher“ ist ein Ordner, der sich mit dem letzten Update von selbst installiert hat und, nun ja, eben die verschiedenen Wörterbücher umfasst.
-Und zu guter letzt gibt es noch das „Archiv“, in das Amazon die gelöschten Dinge wie pdfs und Bücher verlinkt, falls man sie erneut herunterladen möchte. Speicherprobleme gibt es jedenfalls keine, von den 2GB Speicher nutze ich nicht mal 5%.

Apropos kostenlose Bücher: Über den Twitter Account @ebooksfuerlau wird man diverse meist temporär kostenlose Bücher aufmerksam gemacht, in denen sich auch so mancher Geheimtipp verbirgt. Überhaupt bin ich durch die Aktion von Amazon im letzten Jahr, als es für einen Tag das Buch 1Q84 Teil 1&2 von Haruki Murakami für 0 Euro gab, auf eben diesen Autor aufmerksam geworden. Das Werk, aufgeteilt in drei Teile, von denen ich den dritten direkt nachgekauft habe, ist brilliant, und seither hole ich ältere Werke von Murakami-san nach, verschlinge diese regelrecht. Großartig, absolute Empfehlung!

Fehlerhafte Bücher gibt es immer noch. Von den deutschen Büchern, die ich auf dem Kindle gelesen habe, ist jedes zweite fehlerbehaftet. Häufigster Mangel sind hin und wieder fehlende Leerzeichen, die durch einfaches Korrekturlesen vermeidbar gewesen wären. Im deutschen stört generell, dass der Kindle keine Silbentrennung beherrscht – das macht oft den Blocksatz zunichte. Im englischen stört dies hingegen kaum. Ebenfalls störend ist die fehlerhafte Seitenanzeige. Manchmal ist sie von Beginn an vorhanden, bei einem anderen Buch wird sie erst später angezeigt – und wiederum bei einem anderen Buch bleibt einem nur die Positionsanzeige zur Orientierung. Auch kommt es vor, dass ein Buch schon bei 80% von Fortschrittsbalken zu Ende ist, und der Rest vom Anhang gefüllt wird.

Viele Bücher bringen auch ein eigenes Layout mit, und der Kindle bietet dann an, ob man das Layout vom Verlag oder das Kindle-eigene Layout nutzen möchte. Ich schalte immer auf das Kindle-Layout um, weil ich die immer gleiche Schriftgröße und Schriftart sehr schätze. Trotzdem scheint sich der Kindle meine Auswahl in der Schriftgröße nicht zu merken, denn wenn ich ein neues Buch anfange, wird die Schrift fast immer zunächst eine Stufe zu groß angezeigt.

In Sachen Auswahl an Büchern hat sich einiges getan. Viele Bücher, die ich anfangs noch vermisst habe, sind mittlerweile verfügbar. Auch mit der Erstellung vom .mobi Format habe ich mich schon mal befasst. Wie ein EPUB aufgebaut ist, kenne ich schon länger, und ein Tool zur Konvertierung von EPUB zu .mobi bietet Amazon selbst an (natürlich nur, wenn das EPUB frei von DRM ist). Der Versuch, den Kindle zum Anschauen von PDF-Vorlesungsfolien zu nutzen, ist wie erwartet an den beschränkten Zoom Funktionen kläglich gescheitert.

Mein Fazit fällt auch ein halbes Jahr später noch ausgesprochen positiv aus. Der Kindle hat sich sehr bewährt und gehört zu den meistbenutzten „Gadgets“ hier bei mir. Der Vorteil, von jedem Buch eine kostenlose Leseprobe zu bekommen, ist äußerst praktisch. Und gerade draußen auf dem Balkon, wo man auf dem iPhone in der strahlenden Sonne nichts mehr erkennen kann, kommt der Kindle ganz groß raus. Ich habe aber auch beobachtet, dass bei Wärmeeinstrahlung die Umschaltzeiten merkbar größer werden. Die Konkurrenz scheint immer noch nicht auf dem richtigen Weg zu sein, zumindest die meisten Mitbewerber. Barnes & Nobles hat im März diesen Jahres angekündigt, nach Europa zu expandieren und damit den Nook nach Deutschland zu bringen. Thalia ist ebenfalls auf einem ganz guten Weg und bietet verschiedene Reader mit Direktzugriff auf ihren eigenen Store an.

Mein nächstes Buch lese ich übrigens nicht auf dem Kindle. Richtiges Papier muss auch mal wieder sein.

MW600

Kopfhörer! Genau, als Podcast-Vielhörer bin ich selbstverständlich darauf angewiesen. Mein Verschleiß an kabelgebundenen iPhone Kopfhörern ist in den letzten Jahren jedenfalls eher gewachsen, darum bin ich auch niemand, der mal eben 200€ für so etwas ausgibt. Meine bisherige preisliche Obergrenze lag so bei 30 bis allerhöchstens 40€, und ich habe immer ein paar originale Apple Kopfhörer und ein paar In-Ear, zuletzt die Sennheiser CX 300, im Einsatz. Letztere trage ich aber nur in lauteren Umgebungen, etwa beim Rasenmähen oder im Flugzeug.
Da vor kurzem eben diese Kopfhörer kaputt gegangen sind, habe ich mich nach neuen umgeschaut, und bin zufällig bei Bits und so auf die Sony Ericsson MW600 aufmerksam gemacht worden. Zum Straßenpreis von derzeit 30€ bekommt man hier ein Paket bestehend aus einem Bluetooth Empfänger, einem Paar In-Ear Kopfhörern und einem Netzteil.

An Bluetooth-Kopfhörer habe ich zunächst bei meiner Suche auch überhaupt nicht gedacht, da mir zu dem Thema spontan eher Kopfhörer der Kategorie Sennheiser MM 450 einfallen, außerhalb meiner Preiskategorie. Aber hier habe ich schnell zugeschlagen.

Gleich nach dem Auspacken fiel mir auf, dass der Bluetooth Empfänger über eine Standard 3,5mm Klinkenbuchse verfügt und somit problemlos jedes beliebige Paar Kopfhörer angeschlossen werden können. Da der Empfänger zudem dafür gedacht ist, am Kragen befestigt zu werden (Clip auf der Rückseite), ist das mitgelieferte Paar Kopfhörer von der Kabellänge her entsprechend „angepasst“, also deutlich kürzer. Dies disqualifiziert zumindest den Einsatz im Flugzeug, wo man den Bluetooth-Empfänger nicht unbedingt benutzen möchte/sollte, es sei denn, man hat eine Hemdtasche oder dergleichen wo man das iPhone hineinlegen kann um dem kurzen Kabel gerecht zu werden.

Die Installation mit dem iPhone geht flott von Statten. Bluetooth an, und sobald sich die Geräte einmal gefunden haben, bleibt die Verbindung für die Zukunft gespeichert. Ein Druck auf die Play-Taste am MW600 startet direkt das Abspielen der Musik über die Musikapp bzw. die zuletzt verwendete Audioapp vom iPhone. Vor/Zurück Buttons funktionieren, der Lautstärkeregler ist über eine Touchleiste gelöst. Zudem verfügt das Gerät über eine Telefontaste, mit dem ankommende Anrufe angenommen werden können, ansonsten wird damit die Sprachfunktion gestartet. Einen An-und Ausschalter an der Unterseite gibt es ebenfalls.

Das Gerät bietet sogar die Möglichkeit, mit zwei Geräten gleichzeitig gekoppelt zu sein. So kann z.B. die Musik aus dem MacBook kommen, und die Freisprechfunktion zum iPhone bleibt trotzdem erhalten. Darüberhinaus ist im Bluetooth-Empfänger noch eine UKW Funktion integriert, mit der Radioempfang möglich ist – etwas, was dem iPhone bekanntlich (unerklärlicherweise) fehlt. Das Display des Empfängers zeigt den Akkustand an, und den Kopplungsstatus. Im Standby gibt das Display die aktuelle Uhrzeit aus, im laufenden Betrieb den aktuellen Titel des Lieds oder Podcasts.

Insgesamt bin ich sehr überrascht von dem, was man in dieser Preisklasse geboten bekommt. Wie sich die Kopfhörer im Vergleich zu anderen schlagen vermag ich nicht zu beurteilen, da ich zu wenig Musik höre. Mir ist aber von der Tonqualität her nichts negatives aufgefallen. Der Lautstärkeslider ist etwas fehl am Platz, hier hätte ein Drehrädchen mehr Sinn gemacht und wäre intuitiver zu bedienen gewesen. Auf den Telefonknopf kommt man leicht versehentlich, wenn man nur mal den Halteclip nachjustieren möchte. Die Frage aller Fragen ist aber wahrscheinlich eher die nach der Laufzeit des Akkus, die ich aber noch nicht beurteilen kann. Userberichte in diesem Internet ergeben aber häufiger die Zahl 8h, was auf jeden Fall recht ordentlich ist. Geladen wird der Empfänger übrigens über Micro-USB.

Fazit: Zum Podcasthören oder Joggen ist dieses Gerät bestens geeignet, man gewinnt einfach Freiheit, wenn man nicht mehr am ganzen Körper „verkabelt“ ist (ich trage das iPhone meist in der Hosentasche). Diese Freiheit erkauft man sich jedoch mit einem weiteren Gerät, welches einen Akku besitzt und geladen werden möchte. Wen das nicht stört, der bekommt hier ein flexibles, praktisches Gerät (3,5mm Klinke!), leicht zu verstehen und zu bedienen, und das iPhone um fehlende Funktionen erweiternd (UKW, Freisprech).

kindle

Schon länger hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mir einen E-Book Reader zuzulegen, aber es haperte bei diesen Geräten doch irgendwie immer irgendwo. Vor allem in Deutschland ist der Markt einfach noch zu jung gewesen, entsprechend haperte es an brauchbaren Geräten und insbesondere an dem nötigen Futter für diese Geräte. In den USA ist der Kindle von Amazon schon seit einigen Jahren der Topseller schlechthin, und auch die Konkurrenz, insbesondere Barns & Nobles, mischt tatkräftig mit. Und Deutschland? Dümpelte irgendwo zwischen Not und Elend umher. Es gab hier und da einen Reader von Sony und Konsorten, aber keine nennenswerte Anlaufstelle die man wirklich empfehlen konnte.

Mittlerweile sieht die Situation bedeutend anders aus – bedeutend besser, um genau zu sein. Thalia hat sich als recht starker E-Book Anbieter herausgebildet, und der Oyo (bzw. Oyo 2) ist auch ein nettes Gerät, wenn auch nicht state-of-the-art. Und dann kam Amazon mit dem Kindle über Zwischenstufen (zunächst als offizieller Import) endlich nach Deutschland. Was mich immer am meisten gestört hat: Die Tastatur, die unten an dem Gerät angebracht war. Für meine Anwendungsfälle wirklich unnötig, da die Bücher viel angenehmer über die Amazon Website gekauft werden können und von dort aus an den Kindle als auch an alle anderen Kindle Apps gesendet werden können. Entsprechend fand ich den Kindle der dritten Generation für mich eher uninteressant. Und siehe da, Ende September kündigte Amazon endlich meinen Wunschkindle an: Keine Tastatur mehr. Dieses Argument trifft auch auf den neuen Kindle touch zu, aber den gibt es noch nicht in Deutschland. Der neue Kindle 4 ist dafür leichter, hat kein 3G (nicht mal optional) und ist schlicht auf das Wesentliche reduziert – und mit 99€ auch spottbillig. Ich habe das Gerät dann direkt vorbestellt und pünktlich am Releasetag im Oktober diesen Jahres in den Händen gehalten.

Da ich den Kindle 3 schon vorher mal ausprobieren konnte wusste ich, was mich erwarten würde: Ein Lesegerät, ideal für Fließtext und sonst nichts. Der Bildschirm ist schlicht der absolute Knaller. Als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich, dass auf dem Display noch die Schutzfolie klebte, und wollte diese gerade abziehen – als ich dezent darauf hingewiesen wurde, dass es nur der Stand-By Bildschirm sei. Da das E-Ink Display nur dann Strom verbraucht, wenn umgeblättert wird, bietet sich diese Lösung ja auch geradezu an – und wird beim werbefinanzierten Kindle (nur in den USA angeboten) auch ausgenutzt, indem das Gerät dort im Standby einfach Werbung anzeigt.
Der Kindle 4 hat so ziemlich den gleichen Bildschirm wie der Kindle 3, wenn überhaupt hat sich nur marginal etwas verändert. Größe und Auflösung sind identisch, das Umschalten der Pigmente geht immerhin so flott voran, dass es beim Umblättern von Seiten nicht stört. Hier ist mir aber auch schon eine erste Ungereimtheit aufgefallen: Ein kompletter Refresh des Bildschirms findet im Auslieferungszustand nur alle 6 Seiten statt. Das soll dafür sorgen, dass die Ausdauer des Akkus verlängert wird und das Umblättern noch schneller voran geht, und sorgt dann z.B. auch dafür, dass Amazon als Ausdauer z.B. 40.000 statt 4.000 Seiten angeben kann. Mich nervte das dann aber doch recht rasch, denn wenn kein kompletter Refresh des Bildschirms zwischen zwei Seiten stattfindet, entsteht Ghosting. Abhilfe schafft hier das Update der Software auf Version 4.0.1, welches aber manuell von der Amazon Website heruntergeladen werden muss – der Kindle selbst weist einen nicht darauf hin. Nach Abschluss des Updates kann man aber wählen zwischen Refresh nach jedem Umblättern oder nach jedem 6. Mal.

Das erste, was man macht, wenn man seinen nagelneuen Kindle in den Händen hält? Stöbern! Im Auslieferungszustand ist bereits der Account, mit dem man den Kindle bestellt hat, angemeldet. Mich hat nur gewundert, dass ich mit meinem Konto bei Amazon.com angemeldet war, obwohl ich bei Amazon.de bestellt hatte. Erst als ich von Amazon.de eine Leseprobe an meinen Kindle schicken wollte, wurde ich gefragt ob ich die Region wechseln möchte. Der Vorgang des Stöberns auf der Website ist übrigens fantastisch gelöst: Gefällt mir dort ein Buch, kann ich es gleich bestellen oder per Knopfdruck eine Leseprobe an den Kindle schicken – wenn dieser im WLAN eingeloggt ist, erscheint dort innerhalb weniger Sekunden das Buch auf dem Hauptbildschirm. Einfach magisch. Der Shop ist aber auch ganz gut in den Kindle selbst integriert.

Nachdem ich mir ein paar Leseproben geschickt hatte, war der Hauptbildschirm schon gut gefüllt mit unsortierten Büchern. Um Herr der Lage zu werden, habe ich also erstmal einen Ordner „To-Do-List“ angelegt, und alle Leseproben dort hinein geworfen. Und so handhabe ich das ganze auch weiterhin: Das Buch, was ich aktuell lese, liegt auf dem Hauptbildschirm, der Rest entweder in meinem To-Do Ordner oder in meinem Ordner, ich dem die fertig gelesenen Bücher landen. Irgendwann habe ich vielleicht mal so viele Bücher dort gesammelt, dass ich die nach Genres oder Autoren oder wie auch immer sortieren kann.
Insgesamt aber könnte die Präsentation der Bücher besser sein. Auch wenn das Display nur Graustufen kann, könnte man doch eine Art digitales Bücherregal anregen, wie Apple das in iBooks macht. Vielleicht kommt da ja noch was in der Richtung bei zukünftigen Geräten oder Software Versionen.

Die Leseproben umfassen weitesgehend den Beginn des Buches. Öffnet man ein frisch heruntergeladenes Buch, öffnet sich automatisch die erste Seite des Kapitels. Man kann aber natürlich zurückblättern und sich das Inhaltsverzeichnis und das Cover ansehen, welches ganz gut auf dem Display wirkt. Wäre doch schon, wenn das Cover des zuletzt geöffneten Buches auf dem Standby Screen erscheinen könnte, oder? Die random-Bilder, die dort erscheinen, können aber leider nicht beeinflusst werden.
Möchte man das Buch kaufen, kann man das dann direkt von der Leseprobe aus machen – es wird dann aber als komplettes Buch erneut heruntergeladen und nicht etwa freigeschaltet. Man hat dann also zweimal das Buch, und muss die Leseprobe manuell löschen. Umständlich, aber ok.

Wie ist also das Leseerlebnis auf dem Kindle? Zunächst einmal beginnt man damit, sich die Darstellung des Textes angenehm einzustellen. Es gibt 8 verschiedene Schriftgrößen, mit oder ohne Serifen, kleiner bis großer Zeilenabstand und wenige bis möglichst viele Wörter pro Zeile. Leider gibt es keine Silbentrennung, was mich doch etwas verwundert hat. So ist der Blocksatz oftmals etwas zerpflückt. Hoffe, dass das in Zukunft noch möglich sein wird.

Das erste Buch, was ich direkt auf dem Kindle gekauft und dann auch recht rasch durchgelesen habe, war das Reisetagebuch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling, was ich schon seit längerer Zeit mal lesen wollte. In Sachen „Digitale Leseerfahrung“, die ich mit diesem Buch gesammelt habe, war ich dann aber durchaus überrascht, wieviele Tippfehler und falsche Wortrennungen in dem Buch enthalten sind. Ich wage zu bezweifeln, dass das in der gedruckten Version auch so ist. Woran das liegt – keine Ahnung, müsste man mal beim Verlag anfragen. Ich hoffe, dass diese Stichprobe ein Einzelfall bleibt.
Das Buch beinhaltet auch viele Fotos, die natürlich recht klein auf dem Bildschirm sind und natürlich auch in Graustufen, die aber denoch ganz gut wirken. Leider sind einige Fotos in sehr niedriger Auflösung, was ich auch dem Verlag als vermeidbare Fehler anlaste.

Dann habe ich mir auch noch ein freies Ebook aus dem Netz geladen, nämlich The Complete Works Of H.P. Lovecraft. Da der Kindle kein E-Pub kann, welches sonst auf allen gängigen E-Book Readern und in so ziemlich allen anderen Bücherstores abseits des Amazon Bookstore der Standard schlechthin ist, muss man auf die .mobi Version zugreifen. Die ist hier zum Glück verfügbar und der heruntergeladene Ordner kann auch einfach auf den Kindle gepackt werden, dann taucht das Buch im Homescreen auf. Aber hier habe ich dann auch schon mal einen Einblick in die Datenformathölle geworfen, die im Ebookmarkt derzeit herrscht. Es gibt nur wenige Bücher zu kaufen, die nicht mit einem Kopierschutz belegt sind, dadurch lassen sich die bei z.B. Thalia gekauften Epub Bücher nicht legal in ein .mobi Format umwandeln. Die ganze Branche wiederholt hier mit Ansage sämtliche Fehler, die die Musik- und Filmindustrie schon durchgemacht hat. Was in höchstem Maße peinlich ist. Amazon kann das eigentlich nur recht sein, da die Kindle Käufer somit komplett abhängig von Amazon sind. Man darf gespannt sein, wie sich diese Entwicklung fortsetzen wird. In Deutschland ist ein Preiskampf derzeit noch nicht möglich, da auch die Ebooks an die Buchpreisbindung gekoppelt sind. Und Platz für mehrere Anbieter, sei es an reinen Downloadshops, Readern oder Anbieter für beides, ist genügend vorhanden. Erwähnt sei hier nochmals Thalia. Totschlagargument hingegen Weltbild, deren 60€ Reader mit unfassbar schlechtem LC-Display ein schlichter Beweis sind, dass sie den Markt nicht verstanden haben. Ich hoffe, dass sie damit nicht zu viele Kunden von dem Markt vergraulen.

Bei Büchern, die es derzeit noch nicht auf dem Kindle gibt, hat Amazon einen Knopf eingefügt, der die Verlage benachrichtigen soll, dass es Interessenten für eine Kindle Version dieses Buches gibt. Was dieser Knopf genau macht, weiß man allerdings nicht. Wie wenig zimperlich Amazon mit den Verlagen umgeht ist auch fraglich, teilweise versuchen sie ja auch schon selbst als Verlag aufzutreten.

Zurück zum Kindle. Der Kindle kann auch pdfs lesen, die man einfach in den Inhaltsorder werfen kann, wenn man das Gerät per USB an den Rechner anschließt. Wichtige Dokumente, die ich regelmäßig als pdf lese, sind vor allem wissenschaftliche Paper (A4 Format, mehrere Spalten im Text, viele Abbildungen) und Vorlesungsscripte (Powerpointfolien als pdf gespeichert, also meist querformat oder zwei Folien auf einer A4 Seite gedruckt). Für beide Fälle ist der Kindle mit seinem 6“ Bildschirm definitiv nicht geeignet. Für eine A4 Seite ist der Screen, selbst im Querformat, einfach zu klein. Das Scrolling geht nur mit sehr großen Sprüngen und dafür ist das Display auch einfach zu langsam. Zoomen geht nur mit Anpassung der Seite an die Bildschirmbreite, nicht jedoch an die Höhe, und dann in weiteren Stufen von 50 oder gar nur 100% Schritten – damit disqualifiziert sich das Gerät auch für die Vorlesungsscripte. Schade, hier wäre mehr Potenzial drin gewesen. Wer hier gehofft hat, mit dem Kindle einen guten Kauf tätigen zu können, den rate ich lieber zum Kindle DX (Kindle mit 10“ Display, leider nur über Amazon.com zu bekommen, recht teuer und immer noch auf Softwarebasis des Kindle 2 verblieben) oder noch besser, zu einem iPad – dort macht das Lesen von pdfs richtig Spaß.

Einen Webbrowser, der zurecht unter der Option „Experimentell“ im Menü des Kindle geführt wird, bringt das Gerät auch mit. Völlig unbrauchbar, da der langsame Bildschirm und das Führen der Maus mit dem Steuerbutton eine reine Qual sind. Ist man mit dem Kindle im 3G Netz unterwegs (nur Kindle Keyboard), kann man nur die englische Wikipedia und die Amazonseiten erreichen, und natürlich den Kindle Bookshop (der allerdings als App, nicht als Website daherkommt). Meine Hoffnung ist daher, dass der Kindle nochmal ein SDK erhält, mit dem die App Entwickler von iOS und Co die Chance erhalten, geeignete Apps für den Kindle zu entwickeln und anbieten zu können. Mein Traum wäre ja, dass ich Apps wie Reeder, Articles (dann macht auch die Wikipedia wieder Spaß), Instapaper und Twitter (a.k.a. Twitterrific) auf dem Kindle nutzen könnte. Derzeit aber absolutes Wunschdenken.

Insgesamt bin ich aber mit dem Gerät derzeit mehr als zufrieden. Ich habe mir eine kompakte Lederhülle dazugekauft, mit der der Kindle sehr gut zu transportieren ist, und in der er auch beim Lesen angenehm zu halten ist. Das geringe Gewicht tut ihr übriges. Der Akku des Gerätes hält ewig, also kann man im Urlaub sein Ladekabel guten Gewissens zuhause lassen. Selbst Vielleser sollten locker durch einen ganzen Monat damit kommen. Der günstige Kindle 4, den ich besitze, hat einen internen Speicher von 2 GB. Das hört sich im ersten Moment als recht wenig an, reicht aber tatsächlich vollkommen für ganze Sammlungen aus. Jedes Ebook ist maximal wenige 100 KB bis ein paar MB groß. Bis man den Speicher damit gefüllt hat, hat das Gerät selbst seinen Lebenszyklus erfüllt, und bei der raschen Entwicklung der Reader derzeit gibt es sicher schon viel fortschrittlichere Geräte. Der Kindle touch gibt die Richtung vor.

Da alle Bücher und auch die Lesezeichen in der Cloud gespeichert werden, kann man auch mehrere Geräte (oder Apps) synchron halten. Ein Umstieg auf ein neueres Gerät wird dadurch auch erleichtert, da man ohne großen Aufwand den kompletten Bestand seines alten Kindles mitnehmen bzw. synchronisieren kann. Das ist sehr komfortabel. Und praktisch, falls der Kindle mal in den Pool gefallen ist oder so.
Es steckt noch viel Potenzial im Kindle bzw. in E-book Readern allgemein. Aber der Markt in Deutschland ist endlich reif. Klarer Kaufbefehl! Frohe Weihnachten.