2017 ist schon wieder vorbei – das Jahr, das ich zum Star Trek Jahr ausgerufen hatte – #MissionStarTrek2017. Nunja – die Bilanz sieht nun so aus, dass ich zwei Staffeln Enterprise, eine Halbstaffel Discovery, und die ersten 6 Filme mit der TOS-Crew sichten konnte. Hätte gern mehr sein können, denn ich habe definitiv meine Leidenschaft für dieses Universum entdeckt. Allerdings entwickelte ich im Laufe des Jahres ebenso ein wiederaufflammendes Interesse für das Superheldengenre, was mein Antrieb war, als ich die beiden Viewingguides für Marvel und DC schrieb – und mich schließlich auch selbst tief in das Marvel-Universum eintauchen ließ.
Für Discovery brauchte ich zwei Anläufe, da ich genau zur Staffelmitte meine Doktorarbeit zu verteidigen hatte, und mich dies nervlich ziemlich aufgefressen hat – also begann ich im Dezember noch einmal von vorn, und schaute die 9 Folgen innerhalb weniger Tage durch – was übrigens meiner Meinung nach auch viel besser funktioniert als der wöchentliche Rhythmus. Dies ist natürlich dem Format geschuldet. Das Procedural-Format, das Enterprise fährt und nur lose einen übergreifenden Handlungsbogen im Hintergrund fährt, bildet dazu einen schönen Kontrast. Dazu gleich mehr.
An der Podcastfront hat sich in Sachen Star Trek dieses Jahr so einiges getan, was meine Motivation für dieses Franchise ebenfalls enorm gepusht hat:
–Discovery Panel – ist ein ganz fantastischer Podcast zweier Star Trek-Fans (Andreas Dohm und Sebastian Sonntag), die sich Woche für Woche mit der aktuellen Serie auseinandersetzen – und auch hier und da ihre Schwierigkeiten damit haben. Für alle, die Discovery schauen, ein Muss!
–Trek am Dienstag – hier habe ich noch nicht reingehört, aber vielleicht ist dieser Podcast der Schlüssel für mich, doch noch mal in die originale Star Trek Serie reinzuschauen – denn genau das covern Simon und Sebastian hier Woche für Woche. Und wenn sie in dem Tempo weitermachen, sind sie in 15 Jahren bei Discovery angelangt.
–Second Unit – befasst sich seit Ende diesen Jahres auch endlich mit Star Trek, hier natürlich mit den Filmen. Kein geringerer als David Noack steht hier als allwissender Star Trek-Nerd zur Seite, der mir auch schon viele Tipps für den Einstieg in dieses gigantische Franchise gegeben hat – sein Tipp war es übrigens auch, mit Enterprise anzufangen.
Und damit auch zurück zu Enterprise. Season 2 hat mich die letzten 5 Wochen beschäftigt – stattliche 26 Episoden wurden hier schließlich abgedreht. Aber – und hier folgt schon der erste Kritikpunkt an dieser Staffel – gefühlt ist rein gar nichts passiert. Ich bin nach all diesen Episoden regelrecht enttäuscht, dass trotz all der Zeit, die die Drehbuchautorenschaft hier hatte, die Enterprise nur selten ihrer eigentlichen Mission nachgeht – der Forschung und Erforschung des Alls. Größere Handlungsbögen findet man hier kaum, selbst der Temporal Cold War findet (zum Glück, wie ich finde) kaum noch Erwähnung. Immerhin gibt es schon früh in der Staffel mal so etwas wie eine Doppelfolge. Und der Cliffhanger am Ende der Staffel ist zumindest vielversprechend – es wartet anscheinend eine neue interessante Spezies (Xindi), ein unbekanntes und bedrohliches Terretorium (Delphic Expanse), und vielleicht wird dies ja auch als Anstoß genommen, endlich mal wieder zu forschen.
Visuell ist die Staffel mit Höhen und Tiefen durchsetzt. Die CGI-Außenaufnahmen von einigen Föderationszentren oder auch auf der Erde sehen schlicht grauenhaft aus – das wirkt auf dem großen Bildschirm überhaupt nicht gut. Außenaufnahmen im All gibt es aber gefühlt deutlich mehr als in Staffel 1, und die wirken auch meist sehr gelungen. Hier gefällt mir wieder, dass die Serie schon komplett in 16:9 gedreht wurde, was diesen Szenen insbesondere zugute kommt.
Eine Episode, die ich sehr genossen habe, war S02E04 „Dead Stop“, bei der die Enterprise schwer beschädigt eine Reparaturstation ansteuert – und dabei komplett gescannt wird und dabei sämtliche Daten des Schiffes ausgelesen werden. Ein hochaktuelles Thema, wenn man so will. Und ebenso visuell eine wahnsinnig tolle Episode, denn das schlichte, weiße Innendesign der Raumstation ist sehr gelungen, als auch die Reparatur und schlussendliche Zerstörung der Station selbst sind sehr ansehnlich. Kleine Anekdote: Trip erwähnt in einer Szene, dass der Zentralcomputer der Enterprise über drei volle Stockwerke gehen soll – was ich angesichts heutiger Computerleistungen schon reichlich übertrieben finde. Aber wer weiß, vielleicht muss T’Pol ja heimlich Kryptowährungen minen.
Am überflüssigsten war bereits die nächste Episode, S04E05 „A Night in Sickbay“, in der Captain Archer alles um sich vergisst, weil sein Hund Porthos krank ist. Mit dieser Folge haben sich die Drehbuchautoren meiner Meinung nach keinen Gefallen getan, denn der Figurenzeichnung von Archer wirkt das schon ziemlich lächerlich. Porthos taucht dann gefühlt bis zum Ende der Staffel auch nicht mehr auf.
Ein nettes Detail ist der Erstkontakt mit den Borg in S02E23 „Regeneration“, die am Ende der Folge ein Signal in den Delta-Quadranten schicken, die erst im 24. Jhd. ankommen wird. Auch schön fand ich die Folge S02E02 „Carbon Creek“, in der T’Pol eine Geschichte über den wahren Erstkontakt der Vulkanier mit den Menschen erzählt – wahr oder nicht, diese Folge ist sehr schön inszeniert (spielt sie doch in den 1950ern), und als unbedarfter Star Trek-Fan grübelt man kurz, ob etwas wahres dran ist – genauso wie Archer und Trip.
Insgesamt empfand ich die Staffel als durchschnittlich, so richtige Ausreißer nach oben gab es kaum, richtig schlechte Episoden waren aber auch nur 2-3 dabei. Insgesamt funktioniert Enterprise als Prequel aber deutlich besser als Discovery, da es diese Rolle ernster nimmt – wobei wir beim derzeitigen Stand immer noch abwarten müssen, in welche Richtung sich Discovery noch entwickeln wird.
06 / 10
gesehen auf: Netflix DE
Was Enterprise betrifft, hast du jetzt aus meiner Sicht das Tal der Tränen durchschritten. Ab Staffel 3 gehört Enterprise für mich mit zum besten was Star Trek zu bieten hat.
Ich stimme zu, dass Enterprise als Prequel dem Universum bisher mehr gibt als Discovery. Die Serie tut, wie du selbst schon festgestellt hast, viel für den nicht unproblematischen Kanon von Star Trek. Etwas wo Discovery bisher aus meiner Sicht eher destruktiv zu Werke geht. Wo Enterprise z.B. einige Ungereimtheiten bzgl. der Klingonen wunderbar auflöst, schafft Discovery neue, die ich bisher als unnötig empfinde. Ich gehöre nicht zu denen die das neue Klingonendesign bereits im Vorfeld verteufelten, ich habe mich nur jetzt schon an diesem stereotypischen Monsterdesign satt gesehen, welches obendrein wieder einer Erklärung bedarf. Außerdem nervt mich die, durch den permanenten Gebrauch der klingonischen Sprache, bemühte Authentizität unglaublich, da man sehr viel mit immersionsdestruktiven Untertiteln belästigt wird. Dass die Dialoge der Klingonen inhaltlich sehr schwülstig religiös daher kommen, verschärft meine Genervtheit zusätzlich.
Ich bin auch relativ unglücklich mit dem neuen Antrieb. Schon vom Design her, von außen so ein dummer Effekt mit drehender Untertassensektion und von innen steht ein Typ in einem kleinen Gewächshaus, das ist dermaßen uninspirierter Quark der auch keinerlei Glaubwürdigkeit erschafft.
Der Humor mutet für Star Trek befremdlich an. Bisher gab es in dieser Franchise jedenfalls noch keine Figuren vom Schlage Klassenkasper.
Den Jubel um das Midseasonfinale konnte ich nicht so recht nachvollziehen, ist ja nicht so, als hätten wir das Thema Paralleluniversum schon einige Male gehabt.
Dennoch sehe ich auch einiges an Potential und habe die Serie noch nicht abgeschrieben auch wenn sie bisher in meiner Rangfolge ganz unten steht.
Bei dem von dir angesprochenen Discovery Panel gibt es einen Halbstaffel-Rückblick. Den werde ich mir auf jeden Fall mal anhören. Danke für den Tipp, ich bin sehr gespannt auf deren Besprechung. Mich würde auch interessieren, was du an Discovery bisher positiv oder negativ empfindest.
Deine Reviews bei Letterboxd zu den Filmen habe ich sehr genossen. Es ist interessant zu sehen, wie jemand heute an diese Filme heran geht. Interessant, dass sich unsere Ansichten zu den ersten 6 Filmen quasi decken.
Oh, interessant – nach meinem Run durch die ersten 6 Filme habe ich mich umgeschaut, was andere so zu den Filmen sagen – und insbesondere die Haltung gegenüber Film 1 scheint ziemlich konträr zu meinem Eindruck zu sein. Ich hab ihm mittlerweile 2x gesehen, und würde dabei bleiben – ein faszinierendes Stück Filmgeschichte und eine Liebeserklärung an die Enterprise.
Discovery – ist so ein bisschen auf und ab. Mich stören die Brüche zum Kanon tatsächlich, Stand jetzt wäre es kein Problem gewesen, die Serie später in der Timeline unterzubringen. Die Anknüpfpunkte (v.a. Sarek und Mudd) sind nett, aber mehr bislang auch nicht – stattdessen überwiegen die Brüche (Holodeck, Sporenantrieb), die uns noch erklärt werden müssen. Mit den Klingonen hatte ich jetzt weniger Probleme, und mit der Zerstörung der Sargophakus scheint es auch, als seien hier die größten Zöpfe abgeschnitten worden. Ob sich die ganzen Theorien u.a. um Tyler bewahrheiten, ist mir auch jetzt nicht so wichtig. Was der Sporenantrieb aber mit Stamets gemacht hat, finde ich spannend.
Ich glaube, dass ich mich beim zweiten Durchlauf einfach entspannter auf alles eingelassen habe, und die Autoren einfach mal machen lasse – und so funktioniert die Serie auch besser. Mit den ganzen Spiegeluniversen/Paralleluniversen bin ich bei meinen Star Trek-Sichtungen auch noch nicht konfrontiert worden, insofern fällt es mir noch schwer den Diskussionen darüber richtig zu folgen.