Chaosradio ist einer der vielleicht ältesten Podcasts der Welt, wenn man so möchte. Angefangen hat alles im Jahr 1995. Seither wird einmal im Monat beim Radiosender Fritz das zweistündige Chaosradio produziert, bei dem die Hörer auch in der Sendung anrufen können (und sollen). Und irgendwann fing man an, die Sendung im Anschluss auch als Stream bzw. Download ins Netz zu stellen (Nachrichten und Wetter dann natürlich herausgeschnitten). Und da ich generell kein Freund von Livesendungen bin („ich höre wann ich möchte!“ – gilt auch, oder erst recht auch fürs Fernsehen, aber das ist ein anderes Thema), genieße ich Chaosradio in Podcastform.
Die letzte Sendung von November 2010 fand im Rahmen des 15-jährigen Jubiläums von Chaosradio statt – Grund genug für mich, diese tolle Sendung im Rahmen meines Podrolls zu würdigen.
Der Name „Chaosradio“ leitet sich natürlich aus dem Chaos Computer Club ab, der für mich lange Zeit eigentlich nur als Hackervereinigung bewusst war, der aber gerade in den letzten Jahren für mich eine große Bedeutung gewonnen hat. Denn sein wir mal ehrlich: Die Politik kann mit der rasanten Entwicklung des Internets schon seit Jahren nicht mehr mithalten, und versucht nun mit gefährlichem Halbwissen und Argumenten wie „Kinderpornografie“ solche Dinge wie Internetsperren, Vorratsdatenspeicherung und Jugendmedienschutzstaatsvertag durchzumogeln, welche teilweise sicherlich einen richtigen Ansatz verfolgen, aber dann unüberlegt und überstürzt verabschiedet werden. Hier sind Experten gefragt, und da springt auch der CCC ein, leistet notwendige Aufklärungsarbeit und macht auch Gegenvorschläge.
Die Crew
Moderiert wird die Sendung meist von Markus Richter, der sich 2-3 Gäste einlädt (aus dem CCC oder Experten zum Thema der Sendung)
Aufbau
Der Podcast nimmt sich meist ein aktuelles Thema zur Hand und diskutiert dieses aus. Dieses kann netzpolititische Relevanz haben, als auch neue Technik im Alltag umfassen. Als Beispiel aus dem letzten Jahr die Diskussion um den elektronischen Personalausweis, oder die Sendung um De-Mail und E-Postbrief, die allesamt höchst informativ waren. Zudem werden während der Sendung immer wieder Anrufer hineingeschaltet, die sich zum Thema äußern und so die Diskussion am Leben erhalten. Zwischendurch wird auch 1-2x ein wenig freie Musik eingespielt.
Das Besondere
Zunächst einmal: Chaosradio hat wahrscheinlich die coolste Intromusik aller Podcasts, incl. coolen Geräuschen eines analogen Modems. Aber am meisten zeichnet sich diese Radiosendung/Podcast natürlich über die beteiligten Sprecher und Experten aus, die sich ausgiebig mit dem Thema befasst haben. Dadurch, dass Chaosradio live im Radio gesendet wird, nimmt der Moderator natürlich auch Rücksicht darauf, dass nicht jeder von Anfang an reinhören konnte und wiederholt gelegentlich das eigentliche Thema, was für einen Podcast ja eher unüblich ist – aber natürlich auch nicht schaden kann, wenn man den Podcast nicht am Stück hört (bei einer zweistündigen Sendung ja keine Seltenheit).
Die Technik
Da der Podcast im Radio gesendet wird und die dortige Infrastruktur genutzt wird, ist die Audioqualität natürlich optimal. Auch die reingestellten Anrufer kommen in angemessener Qualität durch. In dieser Hinsicht gibt es also nichts zu bemängeln.
Fazit
Chaosradio kann man mit Sicherheit zu den „Podcast-Klassikern“ der deutschsprachigen Podcastszene zählen. Mit gerade einmal elf Episoden pro Jahr (im Dezember setzt Chaosradio aufgrund des jährlichen Chaos Communication Congress aus) wird man irgendwann immer mal die Zeit finden, hineinzuhören. Eigentlich sehr schade, dass die Aufzeichnungen der ersten Ausgaben nicht mehr existieren, das hätte einige geschichtliche Relevanz (beispielsweise der Einspieler in der November 2010 Episode von 1998, als Google zum ersten Mal erwähnt wurde).
Durchschnittliche Spieldauer: knapp 2 Stunden
Erscheinung: monatlich (Livesendung und Aufzeichnung am letzten Donnerstag im Monat)
Sprache: deutsch