Ein HBO-Klassiker, aus den frühen Tagen des sogenannten goldenen TV-Zeitalters. Ich war mir nicht sicher, auf was ich mich eingelassen habe – denn außer dem Thema „Bestattungsinstitut“ wusste ich nichts über diese Serie. Aber als die DVD-Box dann zu einem wirklichen Spottpreis verkauft wurde, wagte ich mal den Sprung ins blaue. Und was wurde ich belohnt!
Six Feet Under dreht sich um das Bestattungsinstitut Fisher & Sons, und beginnt als Aufhänger damit, dass Fisher Senior bei einem Autounfall das zeitliche segnet – und fortan seine beiden Söhne das Familienunternehmen fortführen müssen. Das Herzstück liegt ganz klar in den wunderbar ausgearbeiteten – nein, sogar ganz famos ausgearbeiteten Charakteren. David, Sohn 1, der schon immer in dem Unternehmen gearbeitet hat; Nate, Sohn 2, der lieber sein Leben genossen hat, aber auch Erfahrungen im Umgang mit Finanzen besitzt; Mutter Ruth, die sich durch den Tod ihres Mannes befreit fühlt; Tochter Claire, die ihren Platz im Leben noch erst finden muss.
Jede Episode wird umspannt durch einen Todesfall, was man vielleicht noch als Eingeständnis für die Zuschauer verstehen kann, die nur gelegentlich mal in eine laufende Serie hineinschalten. Das funktioniert aber wirklich toll und wird in jeder einzelnen Folge als Trigger für bestimmte Geschehnisse im allumspannenden und absolut nicht vorhersehbaren Haupthandlungsstrang benutzt. Das ganze wird garniert mit einer hübschen Prise oft makaberem Humor, der aber meiner Ansicht nach nicht über die Stränge schlägt, sondern Six Feet Under eine ganz besondere Note verpasst. Die Charakterentwicklung ist unglaublich intensiv und profitiert von dem auf 13 Folgen ausgelegten Konzept enorm. Nicht eine einzige Folge habe ich als Füllerepisode verstanden.
Einige Themen, wie etwa die teilweise sehr explizite Darstellung Davids Homosexuualität haben mich angesichts des Austrahlungsdatums (2001) doch ziemlich angenehm überrascht. Das Thema Homosexualität wird aus sehr vielen Blickrichtungen angegangen (etwa Coming-out, Religion, Partnerschaft, Sex,…) – für eine Serie diesen Alters muss Six Feet Under bleeding edge gewesen sein, was diese Freizügigkeit angeht.
Als Podcastbegleitung empfehle ich übrigens den brandaktuellen, Episodenbegleitenden Podcast digging Six Feet Under (Was für ein genialer Titel!). Die ersten drei-vier Episoden sind noch etwas holprig, aber danach beginnt Host Victor Rubio, sich in jede Folge hochinteressante Gäste einzuladen. Er ist selbst Funeral Director und bewertet dadurch auch sehr gern die inhaltliche Darstellung eben dieser Themen, was das einbalsamieren von Leichnahmen oder generell die Arbeit in einem Bestattungsinstitut angeht.
Ja, Six Feet Under ist definitiv ein Highlight, das bislang an mir vorbei gegangen ist. Unbedingt anschauen!
10 / 10
gesehen auf: DVD