Podroll: Spieleveteranen

1997. Das Jahr, in dem ich erste eigene Erfahrungen mit einem eigenen Windows-PC mache. Das Jahr, in dem ich großartige Spiele wie Civilization oder Age of Empires kennen lerne. Das Jahr, in dem ein gewisser Jörg Langer ein neues Spielemagazin namens „GameStar“ auf den Markt bringt und ich rein zufällig ab der ersten Ausgabe dabei bin.

2011. Spielemagazine sind schon so gut wie tot. Das Internet ist längst zur Informationsplatform Nr. 1 mutiert. Gewisse Herren aus der Riege von damals, unter denen Jörg Langer noch wie ein Küken erscheint, beschäftigen sich immer noch mit der Welt der Videospiele. Wem Namen wie Boris Schneider-Johne, Heinrich Lenhart, Winnie Forster oder Anatol Locker nichts sagen, der ist entweder gerade erst in die Pubertät gekommen oder hat mit Videospielen wirklich gar nichts am Hut. Zu meiner Freude haben sie sich 2009 entschieden, gemeinsam einen Podcast aufzunehmen. Und mit einem gewissen Stammtisch-Charme und vor allem den etwas „weiseren“ Blick auf die Entwicklung der Videospiele der letzten 20+ Jahre sind sie wirklich eine Bereicherung der Podcastwelt und bilden vor allem eine einzigartige Konstellation.

„Spieleveteranen“ nennen sie ihr gemeinsames Werk und versuchen darin, einigermaßen regelmäßig unregelmäßig, aber doch so etwa einmal im Monat eine gemütliche Skype-Runde zusammenzustellen.

Die Crew

Host: Anatol Locker, Twitter: @anatollocker, Website: anatollocker.de
Boris Schneider-Johne, Twitter: @borisschnohne
Heinrich Lenhardt, Twitter: @hlenhardt, Website: lenhardt.net
Jörg Langer, Website: joergspielt.de
Winnie Forster, Website: gameplan.de

Aufbau

Der Podcast beginnt seit einiger Zeit mit einem ganz netten Intro, welches von keinem geringeren als Chris Hülsbeck zusammengeschustert worden ist, welcher auch schon in so einigen Folgen als Gast bei den Spieleveteranen dabei war. Zumeist diskutieren die Veteranen über aktuelle Geschehnisse der letzten Zeit, und stellen im Anschluss vor, was sie so in letzter Zeit gespielt haben (Eine Kategorie, in der Jörg immer heraussticht, die aber auch recht iPhone lastig ist). Außerdem wird immer eine uralte Spielezeitschrift durchgeblättert, sei es eine alte Powerplay, PC Player oder GameStar. Da selbst die Veteranen nicht immer solche alten Ausgaben griffbereit liegen haben, greifen sie und damit auch der Hörer gern auf die Website kultpower.de zurück, in der zahlreiche Ausgaben als Scan vorliegen.

Gelegentlich kommt es auch vor, dass die Veteranen eine kürzere Sonderfolge aufnehmen, in der ein spezielles Thema (z.B. eine bestimmte Retro-Konsole oder ein Messebesuch) besprochen wird.

Das Besondere

Es ist, wie schon am Anfang erwähnt, vor allem die einzigartige Konstellation, die sich hier zusammengefunden hat. Sei es Winnie, verantwortlich für die Konsolenbibel Spielkonsolen und Heimcomputer, Jörg Langer, mittlerweile verantwortlich für die immer besser werdende Internetseite Gamersglobal, Boris Schneider-Johne, der einzige mit einem festen Job (im Windows-Team für Microsoft Deutschland), Heinrich Lenhart, den man früher in quasi jedem Spielemagazin als Auslandskorrespondent lesen konnte und der in Kanada seine Wahlheimat gefunden hat, oder eben Anatol Locker, der für das ZDF arbeitet und auch diesen Podcast zurechtschneidet.

Die Technik

Seit je her tun sich die selbsternannten Spieleveteranen mit der Technik schwer. Warum eigentlich? Die Audioqualität war bisher nie wirklich berauschend, was wahrscheinlich an dem eingesetzten Mikrofonen liegt, aber genau weiß man das als Außenstehender auch nicht. Die Skype Verbindung oder auch mal die ein oder andere Alternative wirkt nicht immer stabil, auf jeden Fall ist dies ein Thema, um das sich die Veteranen kümmern sollten. Also fleißig auf die Flattr-Buttons drücken.

Kritik

Die Spieleveteranen sind ein sehr angenehmer Podcast. Schade, dass das Problem mit der Technik in der langen Zeit, die der Podcast nun schon existiert, immer noch nicht gelöst wurde. Ansonsten gibt es nicht viel zu meckern, außer vielleicht, dass zu Beginn jeder Folge die Veteranen immer zweimal vorgestellt werden, zunächst im Einspieler von Anatol und anschließend nochmal in der Aufnahme durch einen wechselnden Veteranen.

Fazit

Deutschsprachiger Podcast-Leckerbissen und mehr als nur ein Geheimtipp. Vor allem für die Junggebliebenen (Oh Gott, ich merke gerade, dass ich alt werde), die in der Zeit der Powerplay, PC Player oder später der Gamestar groß geworden sind und etwas mit den Stichworten Multimedia Leserbriefe oder Raumschiff Gamestar anfangen können. Einfach mal reinhören!

Durchschnittliche Spieldauer: etwa 1 Stunde
Erscheinung: ca. monatlich (kein fester Termin)
Sprache: deutsch

Links:
Offizielle Website: spieleveteranen.de
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Gamescom 2011

Mein voraussichtlich einziger Messebesuch im Jahr 2011 fand zur diesjährigen Gamescom im Messezentrum Köln statt. Mit der Erfahrung von der Games Convention 2008 in Leipzig und der Gamescom 2009 legte ich meinen Messebesuch auf den Freitag der von Donnerstag bis Sonntag für das breite Publikum geöffneten Spielemesse. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Deutschen Bahn (Anschlusszug verpasst, darum erst eine Stunde später angekommen als eigentlich geplant) kam ich schließlich am Messebahnhof Köln-Deutz an. Immerhin gab es keine Schlangen und ich kam sofort auf das Messegelände. Hier traf ich mich zunächst mit @Mitch_Ellis und seiner Freundin.

Der grobe Messedurchgang offenbarte gleich die nun immer größer werdenden Schwächen dieser Messe: Altersbeschränkungen soweit das Auge reicht. Alle Spiele mit einer Alterskennzeichnung ab 16 bzw. ab 18 müssen in abgeschlossenen Pavillons gezeigt werden, an denen sich teils unendlich lange Schlangen gebildet haben (Schild am Battlefield 3 Stand: „Ab hier 6 Stunden Wartezeit“). Hier muss dringend etwas unternommen werden. Warum z.B. nicht einfach eine ganze Halle nur ab 16 bzw. ab 18 freigeben? Meine Zeit reichte jedenfalls nicht, um auch nur eine solche Schlange zu überleben. Mass Effect 3 und Gears of War 3 blieben mir somit verwehrt. Schade!

Dennoch gab es einiges zu sehen. Absolutes Highlight natürlich Forza Motorsport 4, mit Force Feedback Lenkrad an drei angeschlossenen Bildschirmen und Kinect-Headtracking, das ist absolute Königsdisziplin. Microsoft und Sony hatten beeindruckend große Messestände geschaffen, aber auch viele kleine Aussteller wussten zu begeistern.

Am frühen Nachmittag trafen wir dann einen sehr gestressten Alexander Sliwinski, seineszeichen Redakteur beim großen Spieleblog Joystiq.com und wohl auch Chefkoch beim DnA Foodcast, der aber nur ein paar Minuten aufbringen konnte.

Nach dem doch entspannten, wenn auch teilweise wenig wegweisenden Messebesuch brach ich dann wieder mit dem EuroCity zurück in die Heimat auf, nicht ohne jedoch vorher dem Kölner Dom einen Besuch abgestattet zu haben und in einem netten amerikanischen Restaurant Essen gewesen zu sein, in dem auch schon Bon Jovi und Eminem gespeist haben.

Pros und Kons:

+weitläufiger als 2009, dank zusätzlicher Halle

+Forza Motorsport 4

+an sich eine schönes Messegelände…

-…allerdings hoffnungslos überfüllt

-Deutsche Bahn

-Altersbeschränkungen

-Nintendo

-14 jährige „Fachbesucher“

Ob ich 2012 wieder nach Köln fahre steht noch in den Sternen, aber wer weiß, vielleicht haben Microsoft und Sony dann ja schon ihre neuen Konsolen enthüllt.

Nicht zu bremsen

Huch? Ein Buchtipp? Ja, das muss auch mal sein. Zuletzt habe ich ein Buch gelesen, welches mich sehr bewegt hat. Genauer die Autobiographie von Alessandro Zanardi. Ich als jemand, der seit Mitte der 90er vielleicht insgesamt nur fünf Formel 1 Rennen verpasst hat (kein Witz), wusste natürlich auch über das Schicksal von Alex Zanardi Bescheid, ein Name, der mir bis zum Jahr 2001 nur als „der Teamkollege von Ralf Schumacher 1999“ bekannt gewesen ist. Dennoch, er war Fahrer in der Königsklasse des Motorsport, und das bedeutet für mich, dass sich viele solcher Namen ins Gedächtnis eingebrannt haben. Dann hörte ich, eher zufällig, da am 15. September 2001 die Medien natürlich mit einem ganz anderen Ereignis voll beschäftigt waren, von dem Unglück auf dem Lausitzring. Zanardi, als Rückkehrer in die Champ-Car Serie, in der er 1997 und 98 große Erfolge verzeichnet hatte und dort Meister geworden war, hatte einen folgenschweren Unfall, bei dem er beide Beine verlor.

Zanardi schaffte es, diesen herben Rückschlag zu verarbeiten, sich wieder hochzukämpfen und sogar wieder in einen Rennwagen zu steigen. Seinen Karriereabschluss schließlich fand er bei den Tourenwagen im BMW-Team. Als ich 2009 in Oschersleben das WTCC Rennen besuchte, und dort so durch das Fahrerlager stapfte, lief mir plötzlich Alex Zanardi über den Weg. Ich bemerkte es erst, als er schon vorbei gegangen war, so unscheinbar und selbstverständlich marschierte er mit seinen Prothesen dort entlang. Dies ist mein „personal Zanardi moment“, das werde ich auch nie vergessen.

Dieses Buch behandelt seine Geschichte bis zu dem Zeitpunkt, als er gelernt hat, mit den neuen Prothesen zu laufen und die berühmten 13 Runden auf dem Lausitzring zu Ende fahren konnte. Es beginnt mit seinen Anfängen als Rennfahrer im Kartfahren. Recht ausführlich werden dann seine nächsten Schritte und Erfolge in der Formel 3, der Formel 3000, den ersten Gehversuchen in der Formel 1 Anfang der 90er und dann der Wechsel in die amerikanische Champ-Car Serie beschrieben. Sein 99er Formel 1 Intermezzo wird leider nur sehr kurz abgehandelt, welches für ihn ja auch recht erfolglos blieb, er erwähnt aber auch sehr genau, was die Formel 1 von der amerikanischen Formel Serie unterscheidet und was zu dieser Zeit in der Formel 1 alles schief lief. Recht kompromisslos, aber dann doch wieder mit dem gebührenden Respekt, fährt er hier über andere Verantwortliche und Fahrer her. Etwas schade ist, dass die Übersetzung aus dem Italienischen ins Deutsche an vielen Stellen recht holprig ist. Wenn dann plötzlich von „schnellsten Runden in der Aufwärmrunde“ die Rede ist, weiß man, dass „Warm-Up“ mal wieder falsch übersetzt wurde. Wer sich hiervon aber nicht großartig ablenken lässt, erfährt hier über eine wirklich beeindruckende Rennfahrerkarriere eines großen Mannes, mit all seinen Höhen und leider auch vielen Tiefpunkten.

Am Ende des Jahres 2009 beendete Alex Zanardi seine Karriere. Bestimmt sitzt er wieder daheim in Italien in der Werkstatt seines Vaters und bastelt an Motorrädern herum, und genießt das Leben zusammen mit seiner Familie. Er hat es sich verdient.

Alex Zanardi – Nicht zu bremsen
Deutschsprachige Ausgabe erschienen im Goldmann Verlag
ISBN-13: 978-3-442-15367-1
501 Seiten