Ich war eine Woche im Urlaub. Frankreich, um genau zu sein, und hatte dort einen Mietwagen. Und natürlich wollte ich dort navigieren, ohne den absurden Navi-Aufpreis des Car Rental-Services meiner Wahl zu zahlen.
Nun, vor Jahren schon habe ich seinerzeit für das iPhone Classic die Navigon-App gekauft, 60 Mark oder so dürftens gewesen sein. Ja, man konnte mit dem GPS-losen iPhone Classic navigieren, wenn man die Tomtom-Autohalterung besaß. Als Early Adopter der Deutschland-Version wurde diese App dann gratis auf EU-10 geupdated, die genauen Umstände weiß ich nicht mehr. EU-10, so dachte ich bis vor kurzem, umfasst alle Nachbarländer Deutschlands – aber Pustekuchen, Frankreich ist nicht dabei. Und nochmal 60 Mark für die Frankreichversion von Navigon löhnen wollte ich dann auch nicht.
Also hörte ich mich kurz auf Twitter nach einer Lösung um und wurde ziemlich schnell auf Here-Maps von Nokia gestoßen (Danke Whistler!). Here-Maps ist gratis und löst das wichtigste Anforderungskriterium: Offline-Navigation. Alles andere ist erst einmal nebensächlich, bzw. nehme ich als gegeben hin.
Zunächst einmal gefällt, wie aufgeräumt die App ist. Wer sich einmal durch den kompletten Adresseingabe-Prozess eines Navigon-Gerätes durchgeklickt hat, wird dies zu schätzen wissen. Etwas schade ist, dass Points-of-Interests sich zwar suchen lassen, man aber nicht einfach schauen kann, was so in der Nähe oder auf dem Weg liegt. Dennoch, die Suche nach einer Tankstelle in einem kleinen Örtchen in Südfrankreich lieferte 100x brauchbarere Ergebnisse als etwa Apple Maps, das daraufhin jedes Autohaus auf der Karte anzeigte.
Bei der Navigation selbst hapert es jedoch gewaltig. So etwa navigierte uns die App in einen Feldweg hinein, der nur für Anlieger eines Golfplatzes freigegeben war. Die Gesamtroute wäre dadurch um 200m kürzer gewesen, zugegeben – trotzdem unschön. Die deutsche Ansage hatte ihre größte Mühe mit den französischen Orts- und Straßenbezeichnungen. Ein Problem, das nicht nur Nokia hat – ich mich aber frage, wann sich dem mal jemand annimmt. Dass viele Straßen gut sichtbar nummeriert sind, ist in Frankreich eine super hilfreiche Sache. Die Ansage stolpert aber über einen Punkt, und benennt die D5 z.B. „D-fünfte“. „Nehmen Sie im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt und folgen Sie der D-fünfundvierzigste.“
Das Highlight jedoch erlebten wir beim Befahren einer Mautstraße. Ich hatte der App untersagt, bei der Routenplanung über Mautstraßen zu fahren. So dachte ich, als wir dann doch entschieden, die Ausfahrt nicht zu nehmen und durch die Mautstation zu fahren, dass die App damit zurecht kommen sollte. Kam sie auch, und legte die Umgehung ad acta. Fast. Nokia Here Maps wollte uns fortan konsequent über jeden noch so kleinen Rastplatz lotsen, da man ja dann für 500m abseits der Mautstraße fährt (ohne dabei eine Mautstation zu passieren! Clever. Nicht.).
Mit Display verbraucht eine 2-stündige Navigationssession ca. 60% Akku auf einem relativ jungen iPhone 6. Schätze mal, dass das im Rahmen liegt. Und ich kann natürlich nicht von der Hand weisen, dass sie ihren Dienst tut – trotz kleinerer Ungereimtheiten, und man stellt sich ja auch nicht ganz dumm an. Schließlich ist die App gratis. Falls es in diesem Anforderungsbereich bessere Alternativen gibt, lasst es mich wissen.
Mein erstes Navigationsgerät, ebenfalls von Navigon, habe ich 2008 gekauft – und ich würde heute sagen, dass es besser und zuverlässiger war als Nokia Here Maps von 2015. Abstriche nur in der Bedienfreundlichkeit und natürlich in der Aktualität des Kartenmaterials. Ich lasse das mal als Fazit so stehen.